Lachen angesichts des Todes

Andacht zum 16. Sonntag nach Trinitatis
Ein schwarzes T-Shirt mit der Aufschrift „Die letzte Reiseleiterin“ auf einer Friedhofsbank.

Die Autorin

Eine junge Frau mit zu einem Pferdeschwanz gebundenen Haaren in einem Wald.
Bild: privat
Julia Littmann

Julia Littmann hat Evangelische Theologie studiert und ist Praktikantin bei der Evangelischen Medienarbeit (EMA).

Vor wenigen Tagen noch war ich in Österreich und habe den Zentralfriedhof in Wien besucht. Den Wienern wird ja schon immer nachgesagt, sie hätten eine ganz eigene Beziehung zum Tod – etwas sonderbar, etwas begeistert, ja fast verliebt. Im ersten Moment ein irritierend-fremder Gedanke. Es haftet doch vielen Vorstellungen von Tod immer etwas Dunkles, etwas Bedrohliches an. Man denke nur einmal an den Sensenmann.

Der Sensenmann! Ich wollte meinen Augen nicht trauen, als ich ihn – oder vielmehr: eine Sensenfrau – als Aufdruck auf einem T-Shirt erblickte, das demonstrativ im Eingang zum Museum des Zentralfriedhofes hing. Darunter dick die Unterschrift „Die letzte Reiseleiterin“. Ich muss schockiert schlucken und merke gleichzeitig, wie meine Mundwinkel zucken. Ich muss grinsen. Ich bin in einem Friedhofsshop gelandet.

Ich beobachte die Menschen und bin erstaunt, dass es vielen hier im Shop so geht wie mir. Nach dem ersten Zögern müssen sie doch schmunzeln. Ein unbefangener Umgang mit dem Tod – nicht Lachen über den Tod, aber vielleicht Lachen können angesichts des Todes. Welch ein befreiender Gedanke!

Ich merke, dass es diese Leichtigkeit ist, die mir oft fehlt. Der Tod ist unerhört, einen geliebten Menschen zu verlieren, ist schwer. Die Angst vor dem eigenen Tod kann bedrücken, gar lähmen.

Kein Wunder also, dass der Mensch nach Halt sucht – oft in der Religion – oder sich dafür entscheidet, dem Thema Tod gar keinen Raum zu geben und nur auf das Leben zu blicken. Aber egal, wie wir es mit dem Tod halten, er wird uns alle ereilen, und wir können ihm nicht entrinnen. Wir müssen ihm also ins Auge sehen, nur wie?

Ich sehe noch einmal auf den Sensenmann, die letzte Reisebegleitung.

Der Wochenspruch aus dem 2. Timotheusbrief lautet: „Christus Jesus hat dem Tode die Macht genommen und das Leben und ein unvergängliches Wesen ans Licht gebracht durch das Evangelium.“

Ich muss also keine Angst davor haben, auch wenn ich genau weiß, dass mich der Tod erwarten wird. Aber als Christinnen und Christen glauben wir, dass der Tod nicht das Ende sein wird. Vielleicht eine Reise mit und zu Jesus Christus?  Eine Reise, die mehr verspricht?

Immer noch blicke ich auf den Sensenmann und merke, wie sehr mir der Wochenspruch hilft. Ich muss keine Angst vor dem Tod haben. Eines Tages werde auch ich diese Reise antreten müssen. Aber Jesus Christus hat dem Tod die Macht genommen, und mit diesem Wissen kann auch ich mit einem Lächeln auf den Tod gucken.

Amen und Gott befohlen!

Die Autorin

Eine junge Frau mit zu einem Pferdeschwanz gebundenen Haaren in einem Wald.
Bild: privat
Julia Littmann

Julia Littmann hat Evangelische Theologie studiert und ist Praktikantin bei der Evangelischen Medienarbeit (EMA).

Wochenspruch,
2. Timotheusbrief 1,10b
Christus Jesus hat dem Tode die Macht genommen und das Leben und ein unvergängliches Wesen ans Licht gebracht durch das Evangelium.
Julia Littmann