Verdammt noch mal, du weißt es, Mensch!

Andacht zum Sonntag Estomihi
Eine Kirchenmauer mit einem kleinen Fenster. darüber liegt der Schatten eines Baumes, der vor der Kirche steht. Ein paar seiner Äste sind rechts im Bild noch zu sehen.
Zwei Personen stehen in einer Kirche. Die linke Person ist männlich und hat weiße kurze Haare. Er trägt eine Brille und einen Talar mit roter Stola. Die rechte Person ist weiblich, hat dunkelblonde Haare und eine Hochsteckfrisur und trägt schwarze Kleidung und orange Schuhe.
Bild: FotoMeyer Salzgitter
Pastor i.R. Christoph Berger und Theologin Julia Littmann.

Was für eine Ansage:
„Ich hasse und verachte Eure Feste. Eure Versammlungen stinken zum Himmel. Eure frommen Lieder sind so scheinheilig, ich kann sie nicht mehr hören.“

Nein, es war nicht ein aufgebrachtes Gemeindemitglied, das ins Gemeindebüro gestürmt kam, um mir den Kirchenaustritt vor den Latz zu knallen. Ich hätte es sogar verstehen können angesichts der ForuM-Studie zum Missbrauch in der Evangelischen Kirche.

Es ist Gott selbst, der so verzweifelt und angeekelt ist von unserem Tun. So überliefert es uns der Prophet Amos – und das schon im 8. Jahrhundert vor Christus. Uns müssten heute die Ohren klingeln!

Das tun sie auch. Mir zumindest und ich zucke zusammen bei den Worten, die der Prophet Amos hier weitergibt. Ich möchte mich lieber wegducken als hinzuhören. Denn ich merke, das, was hier gesagt wird, geht mich wirklich an. Ich bin gemeint. Mein Lebenswandel ist direkt im Blick. Dem Propheten Amos steht da vor Augen, was er im damaligen Israel an Lebenswirklichkeit wahrnimmt und gleicht das womöglich ab mit den 10 Geboten. Was Amos wahrnimmt, ist so verlogen und bigott, dass er diesen Gottesanspruch den Menschen entgegendonnert: „Aber das Recht und die Gerechtigkeit werden strömen wie ein nicht versiegender Bach“ – ihr werdet es noch merken! Dabei wissen wir doch eigentlich, worum es geht, erinnert uns sein Zeitgenosse, der Prophet Micha: „Es ist Dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert …" – verdammt nochmal, Du weißt es, Mensch, möchte man es noch bekräftigen.

In diesen Tagen wird uns das mehr abgefordert als sonst und vielleicht auch mehr, als wir aushalten wollen.

Wie ist das mit dem „Liebe üben“ – angesichts dieser Studie und einer demütigen Entschuldigung voller Scham, das so etwas überhaupt möglich war und ist?

Wie ist das mit den bei uns Schutz- und Zukunft-Suchenden? Halten wir sie wenigstens aus? Oder ist uns die Verteidigung eines „christlichen“ Abendlandes, wie manche Parteien es propagieren, wichtiger? Wie steht es um unser Verhältnis zu Gott, von dem wir ja immer behaupten, er sei der Liebende? Hat das Auswirkungen auf unser Leben? Und lehrt uns das Demut?

Die augenblicklichen Debatten lassen Zweifel aufkommen, bei mir jedenfalls.
Gottes Wort halten, Liebe üben und demütig sein vor Gott. Das klingt eigentlich ganz einfach und ist doch so schwer. Immer wieder scheitern wir daran.

Da ist es gut zu wissen, dass Gott uns deswegen nicht verloren gibt, sich sogar selbst in die Pflicht nimmt und verspricht: Ich halte mein Wort. Ich verlasse euch nicht, vielmehr bin ich bei euch bis ans Ende der Welt und der Zeit.

Ein Versprechen und eine Zusage – es ist noch nicht zu spät. Es ist Zeit, Fehler einzugestehen und dafür zu sorgen, dass die Zukunft anders werden kann! Dazu sind wir alle aufgerufen und dazu braucht es einen jeden von uns. Gott hat uns gesagt, was gut ist, und er verspricht uns Recht und Gerechtigkeit. Aber dafür braucht er auch uns, die mit offenen Ohren hören und mit sehenden Augen hingucken!

Gott befohlen!

Zwei Personen stehen in einer Kirche. Die linke Person ist männlich und hat weiße kurze Haare. Er trägt eine Brille und einen Talar mit roter Stola. Die rechte Person ist weiblich, hat dunkelblonde Haare und eine Hochsteckfrisur und trägt schwarze Kleidung und orange Schuhe.
Bild: FotoMeyer Salzgitter
Pastor i.R. Christoph Berger und Theologin Julia Littmann.
Biblischer Text: Amos 5,21–24
Ich hasse und verachte Eure Feste und mag Eure Versammlungen nicht riechen – es sei denn, Ihr bringt mir rechte Brandopfer dar –, und an Euren Speisopfern habe ich kein Gefallen, und Euer fettes Schlachtopfer sehe ich nicht an. Tu weg von mir das Geplärr Deiner Lieder; denn ich mag Dein Harfenspiel nicht hören!
Es ströme aber das Recht wie Wasser und die Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach.
Christoph Berger und Julia Littmann