’s ist Krieg!

Andacht zum Sonntag Okuli
Zwei Kinder stehen mit Holzschwertern auf einer Mauer und spielen Krieg.

Der Autor

Ein Mann mit Hut sitzt in der Natur. Er lächelt in die Kamera und hält eine Tasse Tee in der Hand.
Bild: privat
Christoph Berger (Pfarrer i.R.)

Krisendiplomatie – das ist nach meinem Eindruck das Schlagwort der vergangenen Wochen, Monate und Jahre. Spätestens seit russische Truppen an der Grenze zur Ukraine stehen, sind alle westlichen Politiker erschrocken, irritiert, ratlos.

Was ist aus dem erhofften Frieden in Europa geworden? Krieg war doch weitestgehend aus den Gedanken verbannt. Und nun wird sogar der Gedanke laut, europäische Truppen in die Ukraine zu schicken.

Eine kleine Geschichte von Jörg Zink ist mir eingefallen:

Jemand beobachtete Kinder beim Spielen auf der Straße. Sie hatten Hölzer in den Händen, mit denen sie auf einander zielten. Peng, Peng, Peng – zuweilen fiel einer und wandte sich in gespieltem Schmerz.

„Was spielt ihr?“, frug der Beobachter.
„Wir spielen Krieg!“, jubelten die Kinder.
„Warum spielt ihr nicht Frieden?“
Ratlos sahen sich die Kinder an.
„Wie spielt man Frieden?“

Damals spielten die Kinder noch miteinander, oder besser, gegeneinander Krieg. Immerhin waren sie draußen und tobten sich aus. Heute spielen sie Krieg in den virtuellen Welten von Computerspielen. Allein in ihrem Zimmer – und bald auch wieder ganz real auf irgendwelchen Schlachtfeldern in Europa?

Nur das hat sich geändert. Frieden spielen ist zu langweilig, das ist geblieben.

Aber Krieg ist kein Spiel, war es nie und wird es nie sein.
Krieg wird geführt in der Ukraine, in Syrien, im Irak, in Gaza.
Nato-Staaten, Russland, China – man rüstet auf in Gedanken, in Worten, mit Waffen und mit Taten.

’s ist Krieg! dichtete 1774 Matthias Claudius.

’s ist Krieg! ’s ist Krieg! O Gottes Engel wehre,
Und rede Du darein!
’s ist leider Krieg – und ich begehre,
Nicht schuld daran zu sein!

Was sollt ich machen, wenn im Schlaf mit Grämen
Und blutig, bleich und blaß,
Die Geister der Erschlagnen zu mir kämen,
Und vor mir weinten, was?

Wenn wackre Männer, die sich Ehre suchten,
Verstümmelt und halb tot
Im Staub sich vor mir wälzten und mir fluchten
In ihrer Todesnot?

Wenn tausend tausend Väter, Mütter, Bräute,
So glücklich vor dem Krieg,
Nun alle elend, alle arme Leute,
Wehklagten über mich?

Wenn Hunger, böse Seuch und ihre Nöten
Freund, Freund und Feind ins Grab
Versammelten, und mir zu Ehren krähten
Von einer Leich’ herab?

Was hülf mir Kron’ und Land und Gold und Ehre?
Die könnten mich nicht freun!
’s ist leider Krieg – und ich begehre,
Nicht schuld daran zu sein!

Gott befohlen und sein Friede uns allen!

Der Autor

Ein Mann mit Hut sitzt in der Natur. Er lächelt in die Kamera und hält eine Tasse Tee in der Hand.
Bild: privat
Christoph Berger (Pfarrer i.R.)
Biblischer Text: Matthäusevangelium 5,9
Selig sind, die Frieden stiften, denn sie werden Gottes Kinder heißen.
Christoph Berger (Pfarrer i.R.)