Ohne Vertrauen geht es nicht

Andacht zum Palmsonntag
Zwei Hände halten einen Palmzweig in die Höhe
Jakob Kampermann
Bild: privat
Jakob Kampermann

Jakob Kampermann ist Pastor und Mitglied der Evangelischen Medienarbeit (EMA) der Landeskirche Hannovers.

Heute ist Palmarum, Palmsonntag. Wir erzählen, wie Jesus in Jerusalem angekommen ist. Nie zuvor ist Jesus so bejubelt worden wie in diesem Moment. Das Volk jubelt und bereitet dem Mann aus Nazareth einen begeisterten Empfang. Palmzweige werden geschwenkt, wie beim triumphalen Einzug eines Herrschers. „Gelobt sei, der da kommt in dem Namen des Herrn, der König von Israel.“

Der Ablauf der Geschehnisse in Jerusalem wirkt wie eine Bestätigung, dass Menschen einfach nicht zu trauen ist. Zuneigung verwandelt sich in Enttäuschung und Aggression. Der Grund dafür ist einfach. Jesus hat ihre Erwartungen nicht erfüllt. Statt den Römern die Stirn zu bieten, lässt er sich wie ein wehrloses Schaf zur Schlachtbank führen. Mit Verlierern möchte man nichts zu tun haben. Das war damals so und ist heute nicht anders. Ob in der Politik, im Showbusiness oder im Sport, ganz gleich – überall liegen „Hosianna“ und „Kreuzige ihn“ gefährlich nahe beieinander.

Nein, Jesus war kein Erfolgsmodell. Und wenn die Pharisäer bei seinem Einzug in Jerusalem kurzfristig aufstöhnten: „Siehe, alle Welt läuft ihm nach“, so konnten sie sich schon wenig später beruhigt zurücklehnen. Die Welt lief ihm nicht nach.

Sich an Jesus zu hängen, ist eine Herausforderung. Auch schon aus dem Grunde, weil sein Ruf in seine Nachfolge alles andere als einladend klingt: „Wer mir nachfolgen will, der nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben erhalten will, der wird’s verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird’s erhalten.“. Das ist ein deutliches Signal und soll es auch sein. Es nimmt die Realität dieser Welt ernst und lässt sich schon deshalb von Schwärmerei und palmenschwenkendem Hurra-Geschrei nicht beeindrucken.

Trotzdem rät Jesus nie: Traue niemandem! Im Gegenteil. Sein ganzes Leben ist nichts anderes als eine einzige Einladung zum Vertrauen. Zum Vertrauen auf ihn und seine Vollmacht. Zum Vertrauen auf den himmlischen Vater und seine grenzenlose Liebe. Wenn es je einen vertrauensseligen Menschen gegeben hat in des Wortes schönster Bedeutung, dann war es Jesus. Aber er hat nicht nur Gott vertraut. Er hat auch Menschen Vertrauen entgegengebracht, seinen Jüngern vor allem, obwohl die ihn des Öfteren enttäuschten. Immer wieder sah er ihnen ihr Versagen nach und rief sie in seinen Dienst. So wie damals sie, ruft er heute uns, Dich und mich. Und er traut uns zu, in seinem Sinne zu wirken und Salz der Erde zu sein, trotz unserer Unzulänglichkeiten, unserer Zweifel und Schwächen, um die er weiß.

Ohne Vertrauen im Leben geht es nicht. Die Losung muss daher lauten: Wage es zu vertrauen! Wage es, Menschen zu vertrauen, auch mit dem Risiko, dass Du enttäuscht werden kannst. Wage es ebenfalls, auf Gott zu vertrauen, auch wenn er gelegentlich Wege mit Dir geht, die Du nicht verstehst. Wage es, Jesus zu vertrauen und zu folgen, auch wenn es ein steiniger und unbequemer Weg ist!

Mit Palmarum fängt die Karwoche an. Aber damit sind wir nur noch eine Woche von Ostern entfernt. Nur noch ein paar Tage entfernt von der Gewissheit, dass unser Gott für uns eine Wirklichkeit bereit hält, die es mit jeder Karwoche aufnimmt. Eine Wirklichkeit, die uns erlöst und lockt. Dann und schon jetzt.

Amen.

Jakob Kampermann
Bild: privat
Jakob Kampermann

Jakob Kampermann ist Pastor und Mitglied der Evangelischen Medienarbeit (EMA) der Landeskirche Hannovers.

Biblischer Text: Johannesevangelium 12,12–19
Als am nächsten Tag die große Menge, die aufs Fest gekommen war, hörte, dass Jesus nach Jerusalem kommen werde, nahmen sie Palmzweige und gingen hinaus ihm entgegen und schrien:
Hosianna! Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn, der König von Israel! Jesus aber fand einen jungen Esel und setzte sich darauf, wie geschrieben steht (Sach 9,9): »Fürchte Dich nicht, Du Tochter Zion! Siehe, Dein König kommt und reitet auf einem Eselsfüllen.« Das verstanden seine Jünger zuerst nicht; doch als Jesus verherrlicht war, da dachten sie daran, dass dies von ihm geschrieben stand und man so an ihm getan hatte.
Die Menge aber, die bei ihm war, als er Lazarus aus dem Grabe rief und von den Toten auferweckte, bezeugte die Tat. Darum ging ihm auch die Menge entgegen, weil sie hörte, er habe dieses Zeichen getan. Die Pharisäer aber sprachen untereinander: Ihr seht, dass ihr nichts ausrichtet; siehe, alle Welt läuft ihm nach.
Jakob Kampermann